Presseberichte zum G9 und zu den negativen Folgen des Turbo G8 für Schüler und Bildungsqualität

Nordbayern, 12. September 2014

Nun doch G9 in Bayern: “Ein Paukenschlag: CSU ist offen für G9!”

Also doch, Elternproteste und das Volksbegehren waren nicht umsonst: Die CSU öffnet sich dem Willen der Bürger und will G9 an Gymnasien wieder anbieten.

Schüler sollen in Zukunft selbst wählen können:

MÜNCHEN – Ende des wochenlangen Rätselratens: Kurz vor Ende der Schulferien lüftet Kultusminister Spaenle das Geheimnis, was er mit dem bayerischen Gymnasium vorhat. Im Ergebnis bedeuten seine Pläne nichts anderes als eine Wahlfreiheit für die Schüler zwischen G8 und G9. Ludwig Spaenle wählt seine Worte mit Bedacht. Der Kultusminister will bei seiner traditionellen Pressekonferenz zum Schuljahresstart nicht allzu deutlich sagen, was er mit dem bayerischen Gymnasium vorhat, wie er den Dauerstreit um G8 oder G9 lösen will. Und doch bedeuten seine Worte im Ergebnis, dass die CSU nunmehr offen für G9-Züge am Gymnasium ist. Ein Paukenschlag.
— Im Ergebnis bedeutet das nichts anderes, als dass künftig G9-Züge ermöglicht werden. Kurz: Schüler sollen nach der Unterstufe zwischen G8 und G9 wählen können.
— in der Praxis wird sich – wenn es genügend Schüler dafür gibt – kein Schulleiter gegen G9-Züge wehren können. Die Tore zum G9 sind also, wenn es so kommt, offen.

http://www.nordbayern.de/region/ein-paukenschlag-csu-ist-offen-fur-g9-1.3884827

Hamburg, 1. September 2014

Die Frustration der G8-Absolventen im Studium: Bildungsforscher über die Gründe

“Für verstehendes Lernen und kritisches Hinterfragen bleibt im G8 keine Zeit”
Ein Gespräch mit dem Erziehungswissenschaftler Professor Dr. Volker Ladenthin von der Universtität Bonn sowie dem Fachdidaktiker Professor Dr. Hans Peter Klein von der Goethe Universität in Frankfurt auf Hamburgs schulpoltischen Blog „Kirschsblog“: Zwei Universitätsprofessoren über Bildungsdefizite des G8, über Ergebnisse und Analysen von Arbeiten von G8 und G9 Studenten, über Wissen, Kompetenzen und Bildungsdefizite junger Studierender.

Link zum Interview: www.kirschsblog.wordpress.com

 

1. September 2014

Ergebnis der neuen JAKO-O-Studie von 2014 genau wie 2012 : Eltern lehnen G8 am Gymnasium in hohem Maße ab!

Die Tatsache, dass in den vergangenen zwei Jahren immer mehr Gymnasialeltern selbst Erfahrungen mit G8 gemacht haben, habe die Akzeptanz des Turbo-Abis jedoch nicht erhöht, so Tillmann. Hätten sie die Wahl, würden acht von zehn Eltern (79 %) einen G9-Bildungsgang für ihr Kind wählen. Damit wird das Ergebnis der 2. JAKO-O Bildungsstudie von 2012 exakt wiedergegeben. Deutlich gestiegen ist dagegen der Anteil der Eltern, die sich eine Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 wünschen (54%).

 

https://cdn.jako-o.de/content/LP/3bildungsstudie/PDF/Pressemappe_3_JAKO-O_Bildungsstudie.pdf

Bayern, 12. August 2014

Deutliche Kritik am G8 jetzt auch aus der evangelischen Kirche.

Die neue Spitze der bayerischen evangelischen Landessynode lehnt G8 am Gymnasium klar ab und fordert die Wiedereinführung des G9.

In einem epd-Gespräch erklären die Präsidentin Annekathrin Preidel und Vizepräsident Christoph Bodenstab:

epd: “Ein aktuelles Thema ist auch die Bildung, die zum reformatorischen Grundbestand gehört. Wie positionieren Sie sich in der Kontroverse um das G8?

Preidel: Nach zwölf Jahren als Vorsitzende des Elternbeirats eines Gymnasiums habe ich dazu eine klare Meinung: Das G8 ist kein Bildungskonzept, sondern ein reines Sparkonzept, das über Nacht eingeführt wurde. Der Schule würden deshalb die ursprünglichen Modelle gut tun. Persönlich bin ich entschieden dafür, das G9 wieder einzuführen.

Bodenstab: Als Vater zweier Abiturienten kann ich sowohl bei G9 wie auch bei G8 mitreden. Der G8-ler hatte im Gegensatz zu seinem älteren Bruder kaum Zeit für seine Hobbys, wie der Musik oder ehrenamtliches Engagement. Das finde ich sehr schade, denn den jungen Leuten fehlt dadurch die Möglichkeit zu Reflexion und Selbstfindung. Natürlich leidet darunter auch die kirchliche Jugendarbeit….”

www.epd.de/landesdienst/landesdienst-bayern/schwerpunktartikel/mindestens-ein-bein-auf-der-bremse

10. August 2014

“Das G8 ist am Ende”, so SPD-Sprecher in Bayern – ganz im Gegensatz zur SPD in Hamburg, die strikt am Turbo G8 festhält

“Die gymnasiale Schuldauer beträgt grundsätzlich neun Jahre”, so eine SPD Sprecherin in einem Zeitungs-Bericht über die SPD Bayern, die in einem Gesetzesentwurf die flächendeckende Einführung des G9 an den Gymnasien fordert.

Angesichts dieser klaren Forderung nach Wiedereinführung des G9 an den Gymnasien durch die SPD Bayern stellt sich die Frage an die SPD HH:

– Warum will die SPD HH den Schülern der Gymnasien die neunjährige Schuldauer, G9, verbieten, während sie in Bayern das G8 für beendet erklärt?
– Warum sperrt sich die SPD HH strikt gegen die Verbesserung der Bildungsqualität an den Gymnasien, für die der Deutsche Philologen- und Lehrerverband die Wiedereinführung des G9 bundesweit für nötig hält und fordert.
– Warum will die SPD HH Kindern und Jugendlichen in Hamburg mehr Zeit für nachhaltiges Lernen, Vertiefung, Freiräume, Selbstbstimmte Teilnabe an Kultur, Sport und soziales Engagement verwehren, während dieselbe Partei, die SPD in Bayern, die flächendeckende Rückkehr zum G9 an den Gymnasien fordert und dies wie folgt begründet:

Auf ihrer Homepage nennt die bayrischen SPD-Fraktion die Gründe für Ihre G9-Forderung: 

6. Was spricht für eine neunjährige Variante?:

Mehr Lernzeit für die SchülerInnen

Mehr Zeit für Kernfächer

Mehr Zeit für individuelle Förderung

Mehr Entwicklungszeit für die Persönlichkeit

Mehr Zeit für außerschulische Aktivitäten und Freizeit

Entlastung des Schulalltags

Umfassendere Allgemeinbildung

Bessere Vorbereitung aufs Studium

Erfolgreicher zum Abitur

Bessere Vorbereitung auf die Nach-Schulische Zeit

Weniger Nachhilfe

http://bayernspd-landtag.de/presse/pressemitteilungen/?id=217617

http://www.nordbayern.de/region/neustadt-aisch/neustadter-spd-ist-sich-einig-das-g8-ist-am-ende-1.3820242?rssPage=TmV1c3RhZHQvQWlzY2g%3D

FAZ, 31. Juli 2014

“Ein blamables Ergebnis für die Gymnasien”

Nur zehn Prozent der Schüler erreichen die oberste Leistungsstufe. Warum die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium auch daran etwas ändern könnte.

Prof. Tenorth: “Unser Abitur sollte bisher ja garantieren, dass jeder Schüler jedes beliebige Fach studieren kann. Doch der Anteil derjenigen, die wirklich die gymnialen Lernziele der Stzudierfähigkeit, der Wissenschaftpropädeutik und erweiterten Allgemeinbildung ereichen, ist deutlich zu gering. In großen Städten macht inzwischen die Hälfte eines Altersjahrgngs das Abitur, vor dreißig Jahren waren es nur 15 Prozent, insofern lassen sich die Schülerleistngen nur schwer vergleichen. Aber von 100 Abiturienten erreichen nur etwa zehn Prozent die höchste Leistungsstufe. Das ist ein blamables Ergebnis. Man muß die ersten Semester auch als nacholende lehrgänge für in der Schule Versäumtes organisieren. …Außerdem hat das Zentralabitur zu einer Senkung der Anforderungen geführt. .
H.Schmoll, FAZ: Sie erhoffen sich also vom G9 eine Oberstufe, die wieder für mehr Studierfähigkeit und Vergleichbarkeit sorgt?”
Professor Heinz Elmar Tenorth: “Genau, zugleich muss die Mitttelstufe künftig wieder sichere Fundamente legen. Bisher ist die Oberstufe immer noch damit beschäftigt, unter Zeitdruck Lücken der Mittelstufe auszuheben. Die Mittelstufe kann besser werden, wenn sie nicht unter dem Druck der acht Jahre steht. Die Oberstufe kann dann ihre Maßstäbe wirklich zur Geltung bringen. “

Prof. Tenort zum Thema G9, Gemeinschafts- bzw. Stadtteilschule und “Einheitsschule”:

H.Schmoll: “Könnte es nicht sein, dass diejenigen, die beim G8 bleiben wollen, die integrativen Systeme schützen wollen, weil das G9 zu einer harten Konkurrenz für Gemeinschaftsschulen und Gesamtschulen würde?”
Prof. Tenorth: “Die Konkurrenz wird man ohnehin haben, natürlich auch im zweigliedrigen System. Die Aversion gegen das Gymnasium ist sowohl politisch als auch in Teilen der Wissenschaft stabil, so stabil wie der Wunsch, das Gymnasium in integrierte Systeme einzugliedern. Die Bildungsforscher, die das kognitive Niveau und die Leistungsfähikgkeit des Gymnasiums loben, sind in der Minderheit, aber sie haben gute Gründe. Wichtiger wäre ja sowieso die Frage, wieso die nichtgymnasiale Sekundarstufe 1 Risikogruppen von nahezu 25 Prozent erzeugt. Wenn man sich irgendwo über die Zerstörung von Bildungslebensläufen aufregen muss, dann in der Sekundarstufe 1 in Gesamtschulen, Hauptschulen und ärgerlicherweise auch in Realschulen. Da liegt der tatsächliche pädagogische Handlungsbedarf, stattdessen arbeitet man sich an einer guten Schule ab, die unter expansiven Bedingungen viel leistet….
Für die gesamte Mystifizierung der raschen Schul- und Ausbildungskarriere gibt es kein vernünftiges Argument, abgesehen davon, dass ein bayrischer Ministerpräsident meinte, es sei modern, die Leute im Bildungssystem rasch loszuwerden…”

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.7.2014, S.6