5. Januar 2015
Politiker und Vertreter der empirischen Bildungsforschung – in Hamburg und bundesweit – bauen auf die Messbarkeit von Bildung und lassen immer mehr Mittel für immer mehr Kompetenztests in den Schulen und in Institute für “Qualitätsmanagement” fliessen. Das stößt auf heftige Kritik vieler Pädaogen, Bildungsforscher und Wissenschaftler. Dazu Ralf Lankau, Professor für Mediengestaltung an der Hochschule Offenburg in der ZEIT:
“Bildung lässt sich nämlich weder messen noch quantifizieren. Abprüfen lässt sich nur der Lernfortschritt durch Üben und Trainieren. Natürlich werden sich empirische Bildungsforscher das nicht eingestehen, dadurch entzögen sie sich ja selbst die Grundlage. Aber wer glaubt, den Menschen und sein Verhalten messen, steuern und regeln zu können wie die Kybernetiker und Behavioristen mit ihrem programmierten Lernen, vergisst – oder verleugnet – das pädagogische Elementarprinzip. Lehren und Lernen ist immer Beziehungsarbeit zwischen Menschen. Das erfordert Dialog und Vertrauen in Lehrende wie in Lernende statt der Fixierung auf Zahlen und Methoden.
Wir können und wollen als Pädagogen Menschen, ihr Lernen und ihre Entwicklung nicht vermessen, sondern aktiv und konstruktiv fördern. Nicht das Erzeugen von Kennzahlen und Rankings anhand von Effektmaßen, wie sie der Bildungsforscher John Hattie verwendet, sollten das Ziel sein, sondern die Entwicklung eigenständiger und im Wortsinn eigenwilliger Persönlichkeiten.
Auch Persönlichkeit lässt sich nicht vermessen. Womöglich charakterisiert gerade das Nichtmessbare Wesentliches des Menschen als Individuum, und wir müssen erst wieder lernen, die nicht quantifizierbaren Qualitäten des Menschen wertzuschätzen.”